Medizinisches Personal mit Brille lächelt freundlich
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Ortenau
Pressemeldung
Klinikum

Lebensqualität und Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase

Der 5. Ortenauer Palliativtag stellte die spezialisierte ambulante Palliativversorgung in der Ortenau in den Mittelpunkt

Seit Mitte des Jahres können sterbenskranke Menschen im Ortenaukreis eine ambulante Palliativversorgung in Anspruch nehmen. Einen entsprechenden Vertrag haben das Palliativ Team Ortenau, dem spezialisierte Pflegekräfte des Ortenau Klinikums sowie niedergelassene Ärzte der Palliativmedizin angehören, und die Krankenkassen Ende Mai abgeschlossen. Wie die seit 2007 gesetzlich verankerte spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) in der Ortenau organisiert ist, wie sie funktioniert und ihre wichtigsten Akteure standen im Mittelpunkt des 5. Ortenauer Palliativtages. Zu ihm hatte am vergangenen Samstag (5. Oktober 2012) das Palliativ-Team Ortenau (PTO) und PalliMed e.V. Haus-, Klinik- und Fachärzte sowie Pflegekräfte aus Kliniken und Ambulanten Diensten in das Ortenau Klinikum in Offenburg St. Josefsklinik eingeladen.
 
Unter palliativer Versorgung verstehen Mediziner eine ganzheitliche Fürsorge für Menschen im Endstadium ihrer unheilbaren Erkrankung. „Im Gegensatz zur kurativen oder heilenden Medizin, ist die palliative oder lindernde Betreuung nicht auf die Heilung der Grunderkrankung, sondern auf die Behandlung der belastenden Beschwerden und Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet, wo keine Heilung mehr möglich ist“ erläutert Dr. Andreas Jakob, Chefarzt der Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Ortenau Klinikum Offenburg Gengenbach, als einer der Initiatoren des Ortenauer Palliativtages. Dr. Jakob, der in seiner Fachklinik an der Betriebsstelle St. Josefsklinik auch eine Palliativstation mit zehn Betten leitet, weiß, dass viele Menschen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben und auch sterben möchten. Mit der Möglichkeit einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung sei deshalb jetzt eine Lücke im Ortenaukreis geschlossen worden, die dafür qualifizierte Hilfe für Patienten und Angehörige anbietet. „Dabei haben wir vor allem das Ziel, Lebensqualität und Selbstbestimmung sterbenskranker oder sterbender Menschen in der Ortenau in deren häuslicher Umgebung zu erhalten, zu fördert und Leiden zu lindern“, betont Dr. Jakob, der sich seit über zehn Jahren gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten und spezialisierten Pflegekräften für die ambulante Palliativversorgung im Ortenaukreis engagiert.
 
Einen wesentlichen Aspekt der ambulanten Palliativversorgung beschrieb Anderas Weichert, Leiter der Zentralen Krankenhausverwaltung, in seiner Begrüßung der Tagungsteilnehmer: „Eine optimale palliativmedizinische Versorgung kann nicht von den Kliniken allein getragen werden. Palliativmedizin kann nur dort richtig funktionieren, wo alle Versorgungsaspekte sinnvoll verzahnt sind, also alle Segmente der ambulanten und stationären Hospiz- und Palliativversorgung umfasst werden – einschließlich der Trauerbegleitung. Dies erfordert ein hohes Maß an Kooperation und Koordination“, so Weichert. Auch Dr. Oliver Herrmann, Mitbegründer des Palliativ Teams Ortenau begrüßte den Abschluss des Vertrages. Umfragen hätten gezeigt, dass deutschlandweit etwa 50 Prozent der Menschen eine aktive Sterbehilfe befürworteten. „Ich habe die große Hoffnung, dass eine verbesserte Palliativbetreuung der Menschen in Deutschland diese Zahl nach unten bewegen wird.“
 
„Den langen Weg“ zu einer ambulanten Palliativversorgung im Ortenaukreis schilderte anschließend Dr. Horst Gaiser. Die ersten Visionen einer ambulanten Palliativversorgung gingen bereits auf das Jahr 2002 zurück. Im gleichen Jahr wurde auch ein Pilotprojekt gestartet. 2006 gründete sich der Verein PalliMed e.V. in dem Pflegekräfte und Ärzte sich für das Thema engagierten. Ein Jahr später wurde der Rechtsanspruch auf die Versorgung gesetzlich festgeschrieben. Ein erster Konzeptentwurf für die Versorgung in der Ortenau lag 2010 vor. Er mündete schließlich in den im Mai mit den Kassen abgeschlossenen Vertrag.
 
Einen Überblick über die Leistungen und Organisation der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung im Ortenaukreis gaben im weiteren Verlauf der Tagung Ute Königsmann, spezialisierte Pflegerin beim Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach und Koordinatorin des Palliativ-Teams Ortenau, sowie die niedergelassenen Ärzte Dr. Oliver Hermann, Dr. Boris Weber und Dr. Achim Wacker aus Offenburg. Ihren Auftrag sehen sie in der Begleitung und Beratung von Patienten und Angehörigen in besonders schwierigen und belastenden Situationen. Dazu zählen vor allem die Linderung belastender Symptome wie beispielsweise Schmerzen, Atemnot Übelkeit und Angst. Auch organisieren sie Maßnahmen, um die häusliche Situation zu stabilisieren und bereiten Patienten und Angehörige auf Krisensituationen vor. Dafür hat das Palliativ-Team Ortenau auch ein 24 Stunden Bereitschaftsdienst eingerichtet. Besonders eng arbeitet das Team mit den Kliniken, Haus- und Fachärzten, Pflegediensten und Pflegeheimen, Hospizdiensten und Hospizheimen sowie Seelsorgern, Trauergruppen wie auch Physiotherapeuten zusammen.
 
Zum Abschuss der Tagung stellte Dr. Andreas Jakob gemeinsam mit dem Leitenden Oberarzt Dr. Jochen Rentschler und Oberarzt Professor Dr. Felix Momm den Teilnehmern die neue Palliativstation der Fachklinik Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin des Ortenau Klinikums in Offenburg St. Josefsklinik vor. Seit Mitte August stehen in den neuen Räumlichkeiten zehn Betten für die stationäre Versorgung von Palliativpatienten zur Verfügung. Ein Team von speziell ausgebildeten Pflegekräften steht dafür bereit.
 
Weitere Informationen zu SAPV gibt Ute Königsmann, Koordinatoren des Palliativ-Teams Ortenau, unter Tel. 0173 6582363 und E-Mail: <link>pt.wol@ortenau-klinikum.de.

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