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Ortenau
Pressemeldung
Klinikum

Migräne meistern: Wege aus dem Schmerzkarussell

Achern, 27. April 2012. Zwei Jahre lang hatte Jana W. mehrmals die Woche Migräne. Zwei Jahre, in denen es nur sie und den pochenden Schmerz gab. „Wenn der nicht da war, saß mir die Angst im Nacken vor der nächsten Attacke.“ Helfen konnte ihr erst Dr. Michael Neuburger, Facharzt für Spezielle Schmerztherapie, Chefarzt und Ärztlicher Leiter der Ambulanten Schmerztherapie des Ortenau Klinikums Achern.
 
Mehr als nur Kopfschmerz
Jana W. gehört zu den zehn Prozent aller Deutschen, die die Hölle im Kopf kennen. Mal  dauert sie drei Stunden, mal bis zu drei Tagen. Wer das Hämmern erlebt hat, weiß, dass jede Minute zu viel ist. „Migräne ist nicht einfach ein Phantomschmerz, wie viele glauben, sondern eine medizinisch bestimmbare, neurologische Schmerzerkrankung“, erklärt Dr. Neuburger. Das Wort Migräne ist altgriechisch und bedeutet „halber Kopf“ – der Schmerz tritt meistens nur in einer Kopfhälfte auf. Typisch für Migräne sind auch Übelkeit oder Erbrechen. Manche haben im Vorfeld eine sogenannte Migräneaura, die durch eine verschwommene Sicht oder andere Wahrnehmungsstörungen den Anfall einläutet.
 
Diagnose im Kopfwehdschungel
Migräne ist eine höchst komplexe Erkrankung und noch nicht vollständig erforscht. „Die Anfälle scheinen aus heiterem Himmel zu kommen“, erläutert Dr. Neuburger die psychologische Belastung für Migränekranke. „Ein Betroffener ist im Alltag ständig auf Alarm eingestellt.“ Mediziner nehmen an, dass das Gleichgewicht des Gehirnstoffwechsels gestört ist. Durch plötzlich auftretende Reize kommt es zu schmerzhaften Entzündungen der kleinen Blutgefäße des Gehirns. Doch auch wenn sich Migräne bis heute nicht heilen lässt, können Betroffene den Weg in einen möglichst unbeeinträchtigten Alltag finden. Der Schlüssel liegt in der richtigen Diagnose.
 
Detektivarbeit ist nötig
Mit Hilfe eines Migräne-Tagebuchs lassen sich die sogenannten Triggerfaktoren herausfinden, also Auslöser für die Schmerzattacken. „Wir sehen bei vielen Patienten, dass einer Attacke eine plötzliche Veränderung im Lebensrhythmus vorausgeht“, so Dr. Neuburger. Ein Beispiel ist die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus. So wachen viele Menschen, die im Alltag einem strikten Zeitplan folgen, am Samstag mit einer typischen „Wochenend-Migräne“ auf. Auch Stress ist Gift: Er bewirkt Veränderungen im Hormonhaushalt und kann sogar nach dem Abklingen in einem Migräneanfall enden. Bei Frauen spielt die Hormonschwankung des Menstruationszyklus eine Rolle.
 
Stress im Zaun halten
Zur Behandlung von Migräne eignet sich neben der Gabe von Medikamenten vor allem Entspannungstraining. Aber auch regelmäßiger Sport kann die Stärke und Häufigkeit der Attacken minimieren. Bei Patienten mit starker Migräne, die auf diese Maßnahmen nicht anspringen, kommt eine medikamentöse Prophylaxe zum Einsatz. „Migränekranke sollten ihre Schmerzmittel zudem immer bei sich tragen“, so Dr. Neuburger. „Nur wenn sie am Anfang eines Anfalls eingenommen werden, entfalten sie ihre beabsichtige Wirkung.“

Kurzinterview


Zwei Fragen an Dr. Michael Neuburger, Facharzt für Spezielle Schmerztherapie und Ärztlicher Leiter der Ambulanten Schmerztherapie des Ortenau Klinikums Achern
 
Herr Dr. Neuburger, Sie behandeln in der Schmerzambulanz am Ortenau Klinikum Achern nicht nur Migränekranke?

Dr. Neuenburger: „Bei uns finden alle Menschen mit Schmerzerkrankungen Rat und Hilfe, insbesondere Patienten mit chronischen Schmerzen. Die Behandlung erfolgt auf Überweisung des Hausarztes oder Facharztes.“

Ab wann spricht man von chronischen Schmerzen?

„Wenn der Schmerz seine sinnvolle Warnfunktion als akuter Schmerz verloren hat und zur selbstständigen Erkrankung geworden ist. Als chronisch wird ein Schmerz allgemein dann definiert, wenn seine Dauer über die zu erwartende Heilungszeit hinaus andauert.

Wie helfen Sie Ihren Patienten?

Wir erheben zunächst die persönliche Krankheitsgeschichte, um die Ursachen und das Wesen des Schmerzes beim einzelnen Betroffenen zu erkennen, und erarbeiten ein individuelles Therapie- und Behandlungskonzept. Dies umfasst körperliche Aspekte ebenso wie die gedankliche und verhaltensbezogene Auseinandersetzung mit dem Schmerz.“

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