Das Karzinom der Prostata (Vorsteherdrüse) ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann. In Deutschland rechnet man mit 49.000 Neuerkrankungen im Jahr – rund 12.000 Patienten sterben jährlich an der Krankheit. Das Prostatakarzinomzentrum am Ortenau Klinikum in Offenburg setzt jetzt ein neues Verfahren zur Behandlung bösartiger Krebstumore an der Prostata ein: den hochintensiven, fokussierten Ultraschall (HIFU).
„Zur Behandlung von ausgesuchten Patienten mit einem Prostatakarzinom wenden wir nun eine neue, schonende Methode an. Dabei wird das Skalpell durch hochenergetischen Ultraschall ersetzt. Das Verfahren eignet sich insbesondere für Patienten, die nicht operiert werden können oder wollen“, erläutert Prof. Dr. Reinhold Horsch, Chefarzt der Urologie und Kinderurologie.
Bei der Behandlung ist keine Vollnarkose nötig. Eine leichte Schlafanästhesie mit einer Lokalbetäubung des Prostatabereiches ist ausreichend. Der Patient liegt gut gepolstert mit angewinkelten Beinen auf der rechten Seite in einer Art Schlafposition. So kann die Behandlungssonde durch den Enddarm an die Prostata herangeführt werden. Der Kopf der Sonde erstellt ein Ultraschallbild der Prostata und berechnet den zu behandelnden Bereich. Daraufhin werden gebündelte Ultraschallwellen durch eine Art Hohlspiegel fokussiert. Am millimeterfeinen Brennpunkt, direkt am Tumor innerhalb der Prostata, entstehen Temperaturen von rund 90° C. Diese Temperatur reicht aus, das Prostatagewebe mit dem Tumor punktgenau zu zerstören.
Ende Juli wurden die ersten Patienten von Dr. Jochen Stürner behandelt.
Die Therapie dauert zwischen einer und zweieinhalb Stunden und wird meist mit einer endoskopischen Abhobelung (TURP: transurethrale Prostataresektion) kombiniert. Aufgrund der minimalen Belastung reicht ein kurzer stationärer Aufenthalt von insgesamt drei bis fünf Tagen aus. Die Kosten für die Behandlung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Geeignet ist die Methode in erster Linie für Patienten, bei denen der Tumor noch keine Absiede-lungen gebildet hat und somit lokal begrenzt ist. Das Verfahren des hochintensiven fokussierten Ultraschalls kann bei ausgesuchten Patienten eine Alternative zur vollständigen Entfernung der Prostata sein und bietet sich insbesondere für Patienten an, bei denen eine Operation zu riskant wäre oder für diejenigen, die eine Operation oder Bestrahlung ausdrücklich ablehnen. Sehr gut eignet sich die HIFU-Therapie auch bei erneutem Auftreten von Prostatakrebs (Rezidiv) nach radikaler Operation oder nach Strahlentherapie.
Die HIFU-Therapie ist nur mit geringen Risiken behaftet und kann im Notfall auch wiederholt werden. Noch nicht eindeutig geklärt sind die Langzeitergebnisse dieser neuen Behandlungsmethode im Vergleich zur Radikaloperation oder Bestrahlung. „Aus diesem Grund sind wir noch etwas zurückhaltend, was den breiten Einsatz dieser Therapieform betrifft“, betont Prof. Reinhold Horsch.
Im Prostatakarzinomzentrum des Ortenau Klinikums in Offenburg werden jährlich mehr als 200 Operationen bei bösartigen Tumoren der Prostata ausgeführt. Hinzu kommen nochmals 80 bis 100 Patienten, die bestrahlt bzw. mit der Brachytherapie (Kurzzeit-Strahlenbehandlung) behandelt werden. Fachübergreifende Behandlungskonzepte aus Diagnostik, operativem Eingriff und eventuell notwendiger Chemotherapie runden das Angebot innerhalb dieses Spezialgebietes ab.