Oft ist man selbst der Beschenkte

Oft ist man selbst der Beschenkte

Ein Gespräch mit dem katholischen Pfarrer Lukas Wehrle, der zusammen mit weiteren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seit vier Jahren die Patienten im Ortenau Klinikum Oberkirch seelsorgerisch betreut und mit Frau Renate Müller-Krabbe, die im Ortenau Klinikum Achern seit 2009 im Besuchsdienst der evangelischen Kirchengemeinde tätig ist.

Gibt es Patientengruppen, die das Angebot der Krankenhausseelsorge besonders häufig nutzen?

Frau Müller Krabbe: Das ist sehr unterschiedlich. Es kommt auf die Beziehung zur Kirchengemeinde an. Im Allgemeinen fragen ältere Patienten und Menschen mit bedrohlichen Diagnosen eher nach der Seelsorge. Oft sind es auch Angehörige, die uns um einen Besuch bitten. 

Nutzen auch Patienten, die der jeweils anderen Konfession angehören, anderer Religionsgemeinschaften oder auch Nicht-Gläubige die Möglichkeit zum Gespräch mit Ihnen? 

Pfarrer Wehrle: Wenn ich in ein Krankenzimmer komme, begrüße ich immer alle Patienten. Nach Möglichkeit werden alle Patienten im Zimmer einbezogen, sogar wenn wir gemeinsam beten. Das ist allermeist ein tiefes und schönes Miteinander. 

Was ist das Wichtigste, was Menschen aus der Begegnung mit Ihnen mitnehmen? 

Frau Müller-Krabbe: Das ist bei jedem Patienten anders. Viele sind dankbar, wenn ich mit ihnen bete. Sie suchen Vertrauen, das über die alltäglichen Erfahrungen hinausgeht.
Pfarrer Wehrle: Ich glaube, dass es wichtig ist, über die Krankheit zu reden und gemeinsam das Vertrauen auf Gott zu erneuern. Auf diese Weise nehme ich selbst etwas mit und erlebe mich als Beschenkter. 

Machen Sie die Erfahrung, dass ein vertrauensvolles Gespräch oder ein gemeinsames Gebet den Patienten auch körperlich wohl tut?

Frau Müller-Krabbe: Ja! Es unterstützt die Selbstheilungskräfte.
Pfarrer Wehrle: Ein gutes Gespräch und das im Gebet zum Ausdruck gebrachte Vertrauen auf Gott dienen sicher einem ganzheitlichen „Heilungsprozess“, der sich auch körperlich auswirken kann, aber nicht unbedingt muss. Menschen, die im Glauben gestärkt werden, die Kraft finden, ihre Krankheit anzunehmen und inneren Frieden erlangen, haben schon einen Heilungsprozess durchlaufen.  

Haben sie den Eindruck, dass gläubige und nicht-gläubige Menschen unterschiedlich mit dem Thema Krankheit umgehen?

Frau Müller-Krabbe: Mit gläubigen Menschen kann ich meist offener über Grenzerfahrungen und den Tod reden. Sie vertrauen darauf, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Durchgang zu Gott. Religiöse Rituale und Symbole helfen, wenn man keine Worte mehr hat.
Pfarrer Wehrle: Sicher ist der Glaube für ganz viele Menschen gerade in solchen Situationen eine starke Hilfe. 

Erleben Sie es, dass Menschen Krankheit auch als Chance begreifen, ihr Leben zu ändern.

Frau Müller-Krabbe: Ja! Kranke Menschen erkennen oft, was wesentlich ist. Sie verändern die Einstellung zum Leben, nutzen ihre Zeit anders und arbeiten verdrängte Probleme auf.
Pfarrer Wehrle: Auch meine Erfahrung ist es, dass Zeiten der Krankheit das Leben verändern und Menschen dankbarer werden lassen. 

Wie gehen Sie selbst damit um, dass Sie täglich mit Krankheit und Leid konfrontiert sind?

Frau Müller-Krabbe: Da wir uns im Besuchsdienst häufig abwechseln, bin ich nicht täglich mit Krankheit und Leid konfrontiert. Dennoch gehe ich achtsam mit mir um und achte darauf, dass ich die Nöte der anderen nicht als meine eigenen betrachte. Eine gewisse professionelle Distanz muss ich mir bewahren. Ich kann den Menschen nur zuhören, wenn ich meine eigenen Gefühle beachte. Ruhe, Besinnung und Gebet helfen mir, die eigenen Grenzerfahrungen und die anderer Menschen auszuhalten.
Pfarrer Wehrle: Alter und Krankheit gehören zum Leben. Ich erlebe es eher so, dass ich nicht mit einer Krankheit, sondern mit kranken Menschen zu tun habe. Das ist ein Unterschied! Menschen in solchen Lebenssituationen können sehr viel geben. Das habe ich oft erlebt. 

Was sind besonders schwierige oder besonders beglückende Erfahrungen, die Sie bei Ihrer Tätigkeit machen?

Frau Müller-Krabbe: Schwierig ist es, wenn man mit verbitterten Menschen zu tun hat, die nicht mehr fähig sind, sich für andere Erfahrungen zu öffnen. Beglückend sind die Gespräche und Begegnungen mit Menschen, die noch etwas erwarten, die nicht nur nach dem „Warum“, sondern nach dem „Wozu“ fragen. Ich freue mich, wenn ich Menschen ein kleines Stück auf diesem Weg begleiten kann.
Pfarrer Wehrle: Eine schwierige Erfahrung kann sein, wenn ich angesichts von unbegreiflichem Leid die eigene Sprachlosigkeit aushalten muss. Beglückend dagegen ist es, mit Menschen einen Weg gehen zu können und sich vom Suchen, Ringen und Vertrauen eines Menschen beschenkt zu erleben. 
 
Über das Ortenau Klinikum
Das Ortenau Klinikum (<link http: www.ortenau-klinikum.de>www.Ortenau-Klinikum.de) ist ein Baden-Württembergischer Klinikverbund mit zahlreichen medizinischen Zentren und Schwerpunkten an neun Betriebsstellen und insgesamt 1.800 Planbetten. Mit rund 5.000 Mitarbeitern zählt das Ortenau Klinikum deutschlandweit zu den 100 größten Arbeitgebern in der Gesundheitsbranche. Träger ist der Ortenaukreis. Jährlich werden hier 75.000 Patienten stationär behandelt. Und jährlich erblicken 3.500 Babys in den Ortenauer Kreißsälen das Licht der Welt.

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