Um Patienten eine möglichst schonende Untersuchung zur Darmkrebs-Früherkennung zu ermöglichen, hat das Ortenau Klinikum Kehl jetzt ein Gerät der neuesten Generation angeschafft. Als erste Klinik im Ortenaukreis hat sie das neu entwickelte ScopeGuide-System im Einsatz, das Komplikationen weitgehend verhindert und die Untersuchungszeit deutlich verkürzt.
Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Sie betrifft Frauen und Männer gleichermaßen. Wird die Krankheit durch eine Darmspiegelung frühzeitig entdeckt, bestehen gute Heilungschancen. Doch aus Angst vor einer schmerzhaften Untersuchung nutzen nur 34 Prozent der Frauen und 17 Prozent der Männer in Deutschland die Möglichkeit der Früherkennungsuntersuchung.
Dr. Hermann Bauer, Oberarzt der Inneren Medizin am Ortenau Klinikum Kehl, kann diese Angst nur bedingt nachvollziehen: „In vielen Fällen merken die Patienten nach der Einnahme eines Beruhigungsmittels, das für Minuten wie eine Narkose wirkt, nichts von der Untersuchung.“
Allerdings räumt Bauer ein, dass die sogenannte Koloskopie als derzeit beste Vorsorgemaßnahme ein technisch anspruchsvolles Verfahren ist. Das Koloskop ist ein Gerät mit einer kleinen Kamera, die am Ende eines Schlauchs angebracht ist. Der Schlauch hat etwa die Dicke eines kleinen Fingers und eine Länge von anderthalb Metern. Mit Hilfe des Koloskops kann der Arzt den Darm auf einem Monitor von innen betrachten. Doch nicht bei jedem Patienten gelingt die Untersuchung auf Anhieb. „Bildet der Darm besonders viele Schlingungen, müssen diese aufgelöst und das Endoskop begradigt werden. Das kann Zeit und Nerven kosten und ist manchmal auch schmerzhaft für den Patienten“, so Dr. Bauer. Das Problem der bisherigen Geräte: Der behandelnde Arzt kann die Genaue Lage des Koloskops nicht erkennen oder muss ein Röntgengerät hinzunehmen.
Das ScopeGuide-System bietet dagegen eine großflächige, dreidimensionale Echtzeitabbildung des Koloskops während des gesamten Eingriffs. „Es schafft somit optimale technische Voraussetzungen für ein sehr schonendes und trotzdem zügiges Vorspiegeln und hilft zudem die Verletzungsgefahr weiter zu verringern“, erläutert Dr. Bauer die Vorteile der modernen Technik. Das System verzichte vollkommen auf Röntgenstrahlung, sei einfach zu handhaben und für Anfänger wie auch für den erfahrenen Untersucher eine ganz neue und sehr wertvolle Informationsquelle. Auch Patienten, bei denen das Gerät bereits zum Einsatz gekommen ist, seien sehr zufrieden mit der neuen Technik. Rund 1.300 Untersuchungen dieser Art werden am Ortenau Klinikum Kehl pro Jahr durchgeführt.
Die Kosten für das neue Gerät belaufen sich auf über 50.000 Euro. Davon hat der Förderverein für das Ortenau Klinikum Kehl e.V. die Hälfte übernommen.