Ortenau
Pressemeldung
Klinikum

Das Ortenau Klinikum in Offenburg hat am vergangenen Dienstag vorsorglich das Gesundheitsamt über den Nachweis von Serratia-Bakterien in der Frühgeborenenstation der Klinik informiert und zusätzliche Schutz- und Hygienemaßnahmen umgesetzt. In der Frühgeborenenstation des Ortenau Klinikums in Offenburg Ebertplatz ist eine sogenannte Besiedelung von Frühgeborenen mit dem Bakterium Serratia marcescens nachgewiesen worden. Zunächst war in der vergangenen Woche bei einem Kind und dann zwei weiteren Kindern nach Routineuntersuchungen eine Besiedelung festgestellt worden. Daraufhin hat die Klinik auch vor dem Hintergrund ähnlicher Vorfälle an anderen Kliniken vorsorglich bei allen Kindern Kontrolluntersuchungen vorgenommen. Danach weisen acht der zur Zeit insgesamt 17 Frühgeborenen auf der Station eine Serratien-Besiedelung auf. „Bei keinem der acht besiedelten Kinder liegt eine Infektion vor. Keines der Kinder ist erkrankt“, so Dr. Jens-Uwe Folkens, Chefarzt der Kinderklinik. Die Klinik habe dennoch das Gesundheitsamt vorsorglich informiert. Alle Kinder sind in einem der Situation von Frühgeborenen entsprechenden guten Gesundheitszustand.
 
Serratien gehören bei Menschen zur üblichen Darmflora und stellen in der Regel kein Risiko dar. Bei Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr wie bei extrem unreifen Frühgeborenen (Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm) können diese Bakterien Infektionen und schwerwiegende Erkrankungen verursachen. In den vergangenen Monaten ist bundesweit das vermehrte Auftreten von Serratien vor allem in Frühgeborenenstationen beobachtet worden. Hygiene-Experten suchen dafür derzeit nach einer Erklärung.
 
Nach dem Nachweis der Serratien-Bakterien hat der Klinikhygieniker des Ortenau Klinikums vorsorglich zusätzliche Schutz- und Hygienemaßnahmen eingeleitet. Die besiedelten und nicht besiedelten Patienten wurden getrennt untergebracht. Zudem wurde das Personal in zwei Gruppen aufgeteilt und den jeweiligen Bereichen zugeteilt. Die acht betroffenen Frühgeborenen werden mit Antibiotika behandelt, mit denen der Keim erfolgreich bekämpft werden kann. Es handelt sich um keinen multiresistenten Keim. Bei drei dieser Frühgeborenen liegt inzwischen ein normalisierter Befund vor. Eine erfolgreiche Behandlung ist gegeben, wenn drei normalisierte Befunde vorliegen. Alle Kinder der Station werden intensivst betreut und beobachtet. Regelmäßig werden Kontrolluntersuchungen vorgenommen. Die betroffenen Eltern wurden über den Nachweis der Keime informiert. Derzeit nimmt die Station keine Frühgeborenen unter 1.500 Gramm auf.
 
Das Hygieneteam forscht zur Zeit nach der Ursache für das Auftreten der Keime. Sie steht bisher nicht fest. Die Klinik wird dabei vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene in Freiburg (BZH) beraten und unterstützt. „Ein umfangreiches Hygienemanagement gehört zu den ständigen Herausforderungen einer Klinik“, so Dr. Dieter Auer, Leiter der Krankenhaushygiene im Ortenau Klinikum. „Studien zeigen, dass 80 Prozent aller Keime und Erreger von außen in das Krankenhaus getragen werden.“ Vor allem mit einer gründlichen Händedesinfektion könne dies wirkungsvoll bekämpft werden. „Tritt ein Problem auf, muss schnell und effizient gehandelt werden“, so Dr. Auer. Deshalb hat das Hygieneteam die Hygienemaßnahmen in der Frühgeborenenstation über das übliche Maß hinaus erweitert. So wurde beispielsweise der Rhythmus der desinfizierenden Reinigung in den Räumen der Frühgeborenenstation von täglich einer auf täglich drei Reinigungen erhöht. Auch die Maßnahmen zur Händedesinfektion bei Personal und Besuchern wurden nochmals intensiviert.
 
 
Kontakt:
Dr. Jens-Uwe Folkens, Chefarzt der Kinderklinik, Telefon: 0781 472 2300
Dr. Dieter Auer, Leiter der Klinikhygiene, Telefon: 0781 472 8150