Ortenau
Pressemeldung
Klinikum

Für Patienten mit einem Nierenversagen sind sie überlebenswichtig. Um regelmäßig ihr Blut mit Hilfe einer Dialysemaschine reinigen zu können, benötigen sie einen sogenannten Shunt. Was man im Deutschen mit dem Begriff Kurzschluss übersetzen könnte, ist für Mediziner eine durch einen operativen Eingriff geschaffene künstliche Verbindung zwischen Vene und Arterie. Das so zumeist im Unterarm angelegte großvolumige Gefäß ermöglicht erst den Anschluss an ein Dialysegerät, über das die Blutwäsche erfolgen kann, dreimal die Woche, oft für Jahre.
 
Vor genau zehn Jahren, im September 2005, hat das Ortenau Klinikum in Offenburg ein Shuntzentrum an der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Shuntchirurgie eingerichtet. Ziel der Klinik war es, die Versorgung von Dialysepatienten regional und überregional zu verbessern, eine hochqualifizierte Versorgung auch von Patienten mit Gefäßproblemen sicherzustellen sowie eine Notfallversorgung zu gewährleisten.
 
Geleitet wird das Zentrum von Dr. Eckehard Mündlein. „Unser Shuntzentrum ist auf die Neuanlage von Dialysezugängen und auf Revisionen, das heißt Reparaturen von Shunts, spezialisiert, insbesondere bei schwierigen Gefäßverhältnissen“, beschreibt der Oberarzt das Leistungsspektrum. Dabei könne das gesamte Spektrum der gängigen Varianten der Shuntmedizin unter stationären und ambulanten Bedingungen angeboten werden.
 
Zum Team um Dr. Eckehard Mündlein zählen inzwischen fünf Ärzte, die über verschiedene Spezialisierungen verfügen. Damit reiche die Einheit in die klassischen Bereiche wie Gefäßchirurgie und Radiologie hinein. „Wir machen alles aus einer Hand“, so Dr. Mündlein. Außerdem arbeitet sein Team, zu dem auch vier Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sowie weiteres, speziell geschultes Personal gehört, interdisziplinär mit zahlreichen Fachabteilungen im Ortenau Klinikum sowie dem Nephrologischen Zentrum Offenburg (NZO) zusammen.
 
In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Shuntzentrum am Ortenau Klinikum in Offenburg stark entwickelt. Es ist heute das größte seiner Art in Deutschland. Jährlich werden hier rund 2.000 Eingriffe vorgenommen. Das nächstgrößere Zentrum in Deutschland kommt auf rund 1.200 Eingriffe pro Jahr.
 
Die Patienten kommen dabei nicht nur aus der unmittelbaren Region. Acht von zehn Patienten sind nicht aus der Ortenau, sondern kommen aus dem gesamten Westen und Süden Deutschlands, einige sogar aus Norddeutschland.
 
„Jeder Mensch verfügt nur über eine begrenzte Gefäßreserve für Shuntanlagen. Sie möglichst lange zu erhalten und zu schonen stellt eine große Herausforderung dar, die viel Erfahrung verlangt“, so der Mediziner. Mittlerweile liege das Durchschnittsalter der Dialysepatienten bei rund 70 Jahren. Da seien die Gefäße oft schon vorgeschädigt. Zudem müssten Shuntgefäße eine Menge aushalten und immer länger einsetzbar sein.
 
Vor allem bei Patienten mit besonders schwierigen Gefäßverhältnissen sind Dr. Mündlein und sein Team gefragt. Denn hier liegt eine besondere Kompetenz des Offenburger Shuntzentrums. So schickten etwa auch alle Unikliniken im Land Patienten nach Offenburg. „Sehr oft finden wir dann auch eine Lösung“, so Dr. Mündlein.
 
Ist der vorhandene Shunt verstopft oder nicht mehr funktionsfähig, liege ein Notfall vor, so Dr. Mündlein. Dann ist schnelle Hilfe besonders wichtig. Das Shuntzentrum hat deshalb eine 24-Stunden Bereitschaft eingerichtet, für die immer ein Arzt des Shuntzentrums in der Klinik ist. Über eine Rufbereitschaft können auch an Wochenenden und Feiertagen weitere Kollegen hinzugezogen werden. Im Durchschnitt behandelt das Zentrum zwei bis drei Notfälle pro Tag. Patienten aus der Ortenau bräuchten dafür seit zehn Jahren keine weiten Wege mehr auf sich nehmen, betont Dr. Mündlein.